An dieser Stelle möchten wir, die FWV-Sierksdorf, zu der Sitzung des Dialogforums vom 10. Mai 2012, in der FWV-Fraktionssprecher Bernhard Markmann als Sprecher der Bürgerinitiativen (Allianz gegen feste Fehmarnbeltquerung) teilgenommen hat, wie folgt Stellung beziehen: Die Berichterstattung der örtlichen Lokalpresse zu o.g. Thema ist weder neutral noch ausgewogen. Wenn kritisches Hinterfragen der Gutachterprognosen als „Schlammschlacht“ bezeichnet wird, zeigt dies, in welche Schublade die Kritiker dieses Projektes abgelegt werden sollen. Es wurde von den Allianzsprechern auch nicht getrickst: Auf der gezeigten Folie war eindeutig erkennbar, dass es sich bei den gezeigten Verkehrsströmen um die Endpunkte Nordseehäfen handelte. Ebenso hat der Gutachter keinerlei Basisdaten vom Bundesamt für Gewässerkunde zur Bewertung herangezogen. Diese Studie unter dem Titel “ Verkehrswirtschaftlicher und ökologischer Vergleich der Verkehrsträger Straße, Schiene und Wasserstraße“, in der auch die Transportkosten unterschiedlicher Verkehrsträger berechnet wurden, sollte hier nur die eigenen gutachterlichen Daten untermauern. Diese höchst unterschiedlichen Transportkosten wurden auch von der Allianz hinterfragt und konnten von den Gutachtern der DB nicht erklärt werden. Aber gerade diese tragen zu ca. 90% zu dem hervorragendem Nutzen- Kostenverhältnis von 6.7 bei, dass der Prognose der DB-Gutachter zu Grunde liegt.
Zusammenfassend kommen die Bürgerinitiativen zu dem Schluss:
Neubewertung der Fehmarnbelt-Querung ist unausweichlich
Zahlen, Daten, Fakten, für die Teilnehmer des Dialogforums waren die letzten beiden Sitzungen am 29.2. und 10.5. schwere Kost. Es ging um Verkehrsprognosen und das umstrittene Kosten/Nutzenverhältnis der Zulaufstrecke zur FFBQ.
Seit 20 Jahren haben die Firmen Intraplan und BVU den Auftrag vom Verkehrsministerium Verkehrsprognosen zu erstellen und das Kosten/Nutzenverhältnis von Schienenprojekten zu berechnen. Ob die Prognosen zur Entwicklung des Schienengüterverkehr plausibel sind, das wurde untersucht von dem Hamburger Verkehrsexperten Dr. Thomas Roessler (HTC). Für ihn sind die Prognosen bezüglich des Schienenverkehrs zu optimistisch und er stellt fest: „In den letzten 20 Jahren hat es kaum eine Steigerung des Güterverkehrs auf der Schiene gegeben. Einige Prognosen haben sich bereits als falsch erwiesen. Das Wirtschaftswachstum in Deutschland wurde von 2001- 2010 auf 2,1 prognostiziert, tatsächlich liegt bei einem Wert von 0,9. Thomas Roessler bezweifelt, dass es zu einer gravierenden Verlagerung von LKW auf die Schiene kommen wird. Das umweltfreundlichste und günstigste Transportmittel ist das Seeschiff. Es macht keinen Lärm und kann die größte Tonnage aufnehmen. In der Verkehrsprognose von Intraplan fehlt die Betrachtung des Gütertransportes mit dem Seeschiff vollkommen. Darin liegt ein gravierender Mangel, stellt der Verkehrsgutachter Karlheinz Rößler aus München fest. Er war am 10.5. als Referent zum Thema Nutzen/Kostenverhältnis eingeladen. Nach seinen Berechnungen liegt das Nutzen/Kostenverhältnis der Hinterlandanbindung bei 0,2 und nicht bei 6.7, wie BVU und Intraplan vorgetragen. Die Kosten der Hinterlandanbindung von 817 Mio. Euro basieren auf einer alten Kostenschätzung. Eine Verdoppelung der Kosten wird vom Bundesrechnungshof für sehr wahrscheinlich gehalten – eine Trassenverlegung würde diese Kosten weiter in die Höhe treiben.
Nicht nur Gutachter Rößler hält die Methodik der Firma Intraplan für falsch. Viele Wirtschaftswissenschaftler von Universitäten, die sich mit der Erstellung von Prognosen und Nutzen/Kostenverhältnissen beschäftigen, lehnen die Methodik von Intraplan ab. Dazu sagt Karlheinz Rößler: „Die Methodik von BVU und Intraplan ist von Wissenschaftlern nicht anerkannt. Der Grund für das unterschiedliche Nutzen/Kostenverhältnis ist, dass von BVU die eingesparten LKW-Betriebskosten zu zusätzlichen Güterzug-Betriebskosten um den Faktor 16 zu hoch angesetzt werden. Auch die Höhe der auf die Schiene verlagerten Güterverkehrsleistung ist um den Faktor 3 zu hoch.“
Wer hat Recht? Um das zu klären, sollte die Berechnungsmethodik von BVU und Intraplan einer wissenschaftlichen Überprüfung unterzogen werden.
Festgestellt wurde weiterhin, dass die Verkehrsprognosen der dänischen Planungsgesellschaft 10 Jahre alt sind und von einer Einstellung der Fährlinie ausgeht.
Die Allianz gegen eine Feste Fehmarnbelt-Querung sieht ihre Argumente durch die vielen Aussagen der Gutachter bestätigt und fordert eine zügige Neubewertung des Vorhabens.